Sonntag, 13. September 2009

Tag für Tag

fahre ich mehr oder weniger von morgens bis abends durch die Gegend, erzähle meinen Kunden immer wieder aufs Neue, wie sie das Auto oder Motorrad in Gang bringen, wo man wie am besten sieht was um uns passiert, erkläre, wie sich Situationen stets erneut gleich entwickeln, woran man erkennt, was gleich passiert, wie man sich aus Schwierigkeiten raus hält oder wieder raus kommt und so weiter und so fort.

Jeder und alles ist für etwas gut und wenn es nur als schlechtes Beispiel ist.


Das alles läuft nach 25 Jahren im Beruf dermaßen routiniert ab, dass man glauben könnte, die Beispiele für falsches Verhalten, auf die wir unterwegs treffen, wären von mir dort platziert, so genau passen sie in die Ausbildungsgespräche und Themen.

Dutzende Fahrzeuge ohne wirklichen Sicherheitsabstand hintereinander, Überholmanöver ohne Raum oder Zeitgewinn, blinde Radfahrer, Fußgänger, die nicht über Zebrastreifen gehen können, weil sie einfach ignoriert werden, Drängler, Schnarchnasen, Träumer, Sturköpfe, Zeitnotfahrer... alles jederzeit vorhanden, ich muss nie auf ein Beispiel warten.

Was bedeutet das jetzt in der Gesamtansicht? Wie stellt sich das Straßenverkehrsleben dar, wenn man die Beobachtungen nicht als Einzelfall sondern als erwartbare statistische Treffer betrachtet?

Ich bin kein Statistiker, geübt im Umgang mit Zahlen und Wahrscheinlichkeiten. Ich weiß nicht mal, ob meine Beobachtungen relevant weil zufällig sind oder ob ich nicht einfach selektiv Wahrnehme, alles Funktionierende ausblende und meinen Wahrnehmungsfilter auf StVO-Verstöße geeicht habe.

Ist es wirklich so, dass die meisten Cabrios von Frauen gesteuert werden und Volvo-Fahrer Sicherheitskompensation mit dem Suppenlöffel zu sich genommen haben? Warum zucken immer wieder Fußgänger, die an roten Ampeln wartend den fließenden Verkehr beobachten bis eine größere Lücke auftaucht und rennen dann auf die andere Seite, wenn sie dort danach gemütlich am nächsten Schaufenster stehen bleiben oder auf Kollegen warten, die noch auf der anderen Straßenseite stehen?

Wieso fahren immer wieder nachfolgende Fahrzeuge so dicht auf unser Fahrschulfahrzeug auf, wenn es auf eine Ampel zu geht, obwohl das Schild auf unserem Dach doch deutlich macht, dass die Reaktion des Fahrers beim Umschalten auf Gelb nicht routiniert sein wird, warum sprinten immer wieder Fahrer auf dem Weg zur nächsten roten Ampel nach vorne, obwohl genau dieser Stop&Go-Betrieb so Ressourcen- (und damit Umwelt-)schädlich ist?

Sind wir Menschen, allein gelassen in einem Schutzkäfig, wirklich so verstandlose, trieb-gesteuerte Wesen, wie ich es Tag für Tag wahrnehme oder bin ich einfach nur einer dieser nörgelnden (Fast-)Rentner, die es nur nicht wahrhaben wollen, dass der Straßenverkehr so reibungslos funktioniert?


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